HAIFISCHWEIDE - ALLE TEXTE
1. HAIFISCHWEIDE
Kommst Du mit auf meine Haifischweide?
In meinen Garten, wo aller Arten Monster warten
Müssen ja auch irgendwo bleiben
Hab ja versucht sie zu vertreiben
Konnte nicht mit und auch nicht ohne leben
Drum hab ich ihnen einen Platz gegeben
Kommst Du mit auf meine Haifischweide?
Durch dunkle Wälder, steinige Felder, vorbei am Feuermelder
Zeig die ja wirklich auch nicht allen
Glaub nur sie könnte dir gefallen
Wie du mich ansiehst scheint es nämlich
Als wären deine und meine Monster sich recht ähnlich
Dort im Wald wohnen zum Beispiel schon seit Jahren
Die mich zeugten und die mich gebaren
Manchmal komm ich vorbei sie zu besuchen
Wir essen Kuchen
Statt einander zu verfluchen
Kommst Du mit auf meine Haifischweide?
Zum schief Gebauten, schrecklich Vertrauten, zum Stillen und zum Lauten
Ambivalenten, Paradoxen?
Zu Schurken, Dieben, blöden Ochsen?
Mal war ichs selber, mal die andern
So viele Höllen zu durchwandern
2. SCHLÄFST DU SCHON?
Leises Summen aus der Küche
Leiser Regen auf dem Dach
Leises Lachen unterm Fenster
Schläfst du schon? Ich bin noch wach
Schläfst du schon? Ich bin noch wach
Lass den Tag an mir vorbei ziehn
Häuser, Straßen, manchen Ort
Seh Gesichter, viele schweigen
Manche sagen auch ein Wort
Manche sagen auch ein Wort
Manche lächeln, viele starren
Geradeaus ins Nirgendwo
Hindurch durch die, die schrein und weinen
Und ich mach es ebenso
Und ich mach es ebenso
Sind viel zu viele, fühl mich schwach
Schläfst du schon? Ich bin noch wach
Schläfst du schon? Ich bin noch wach
Hör der Stille grellen Krach
Schläfst du schon? Ich bin noch wach
Hör sie flüstern, schreien, klagen
Hör sie tausend Fragen fragen
Dreh mich im Kreis, millionenfach
Schläfst du schon? Ich bin noch wach
Leises Summen aus der Küche
Leises Wispern aus dem Haus
Atme tief am offnen Fenster
Regennachtluft ein und aus
Regennachtluft ein und aus
Und dort hinten in den Schatten
Seh ich’s oder täusch ich mich?
Ein Funkeln auf den Gehwegplatten
Unsre Blicke treffen sich
Unsre Blicke treffen sich
3. SELBST ALLEINE
Selbst alleine
Selbst alleine
Tragen mich die eignen Beine
Selbst alleine
Selbst alleine
Schlepp’ ich Eisen, Holz und Steine
Selbst alleine
Schreib’ ich alles mal ins Reine
Selbst alleine
War lang genug Hund an der Leine
Selbst alleine
Sind Fehler dann zumindest meine
Selbst alleine
Brauchste nich so viele Busfahrscheine
Selbst alleine
Les ich Hesse, Kafka, Heine
Selbst alleine
Streichel ich Hühner, Schafe, Schweine
Selbst alleine
Bau ich Paläste – aber kleine
Selbst alleine
Hör nur ich selber, wenn ich weine
Selbst alleine
Guck ich Fotos – und zwar Deine
4. JA, ICH WILL!
Du siehst mich an und es wird still
Nur unsre Herzen schlagen
Weiß, was Du denkst, weiß, was ich will
Muss nicht drum bitten, muss nicht fragen
Es sind Welten, die uns trennen
Kannst mich gar nicht wirklich kennen
Glaubst nur, willst mich trotzdem richten
Kann und werd nicht mehr verzichten.
Ja, ich will! Ja ich will!
Was mir gehört!
Ja, ich will, was mir gehört, ich will mein Recht
Auch, wenns dich stört
Will, was mir zusteht, will mein Stück vom Kuchen
Ich weich nicht mehr zurück!
Nein, es geht hier nicht um Dich
Und nicht um Dein Befinden
Und ob du ja sagst oder nicht
Deine Reihen lichten sich
Und deine Tage schwinden
Kannst dich winden, kannst dich biegen
Das, was Recht ist, wird Recht kriegen
Ja, ich will...
5. KEIN MÄRCHEN (...und es geht doch gut aus)
Es war einmal ein Trümmerfeld
Ein weder aus noch ein
Es war ein tief gefallner Held
Ein ganz und gar allein
Es war einmal ein Hungerturm
Ein dunkel und ein leer
Es war ein Schiff, verlorn im Sturm
Weit draußen auf dem Meer
Und es geht doch gut aus
Auch wenn es schlecht beginnt
Und es geht doch gut aus
Weil wir noch lange nicht am Ende sind
Es war einmal ein warmer Hauch
Ein leises Wort, ein Licht
Ein neuer Tag, ein Lächeln auch
Ein „Ich vergess’ dich nicht“
Da war ein Weg, wo keiner war
Da war ein Ufer, schon ganz nah
Ein offnes Tor, ein Haus
Und es geht doch gut aus...
6. ANGST (GUTEN TAG)
Guten Tag, ich würd mich gerne mal bekannt machen
Mit Ihnen, meiner größten Angst
Guten Tag, ich würd mich gerne mal bekannt machen
Mit Ihnen, meiner größten Angst
Oder sagen wir doch "Du"
Reichen uns die Hand dazu
Will mit festem Blick mich traun
Dir mitten ins Gesicht zu schaun
Guten Tag, ich würd mich gerne mal bekannt machen
Mit Dir, Du meine größte Angst
Auch wenn das Blut mir friert
Vielleicht Schreckliches passiert.
Wenn mir der Atem stockt
Das kalte Graun im Nacken hockt
Guten Tag, ich würd mich gerne mal bekannt machen
Mit Dir, Du meine größte Angst
Nur zu!
Sagst Du
Und bleibst dann schweigend vor mir stehn
Gestattest mir, Dich anzusehn
Dass ich dich ganz in Ruh betrachte
Du bist viel kleiner ,als ich dachte
7. WUNSCH
Was uns verbindet, ist, was war
Nicht, was wir heute sind
Und auch, was weh tut, kommt von da
Wo ich schon lange nicht mehr bin
Wohlig helle, warme Stille
Wenn ich seh, was nicht mehr ist
Keine Lücke, keine Leere
Nichts mehr da, was dich vermisst
Heute lasse ich dich ziehn
Du gehst fort, ich bleib hier
Ein letzter Blick, ein guter Wunsch
Dann schließ ich meine Tür
Heute lasse ich dich ziehn
Du gehst fort, ich bleib da
Alles gut, was auch war
Alles gut, was auch war
Zähmten gemeinsam wilde Drachen
Flogen durch den Silbersee
Goldenen Löwen in den Rachen
Manche Landung tat auch weh
Bis die Tage kürzer wurden
Und der Glanz der Löwen matt
Und wir schließlich dort erwachten
Wo der Berg zwei Seiten hat
Es bleibt der Sand an meinen Füssen
Und der Staub auf meiner Haut
Ein paar Bilder die mich grüßen
Ein Geruch seltsam vertraut
8. REISE
Mutter und Vater sind schuld
Schlechte Berater sind schuld
Der viele Stress ist schuld
Zu viel Exzess ist schuld
Das schlechte Wetter ist schuld
Zu viel Lametta ist schuld
Alle auf derselben Reise
Alle mit ner andern Meise
Vom Kleinkind bis zum Greise
Alle auf der selben Reise
Hochseltsamer Weise
Hochseltsamer Weise
Hochseltsamer Weise
Die leere Kasse ist schuld
Die breite Masse ist schuld
Die nicht von hier sind sind schuld
Die schlecht zum Tier sind sind schuld
Die Religionen sind schuld
Die, die hier wohnen sind schuld
Die Faulen sind schuld
Die, die maulen sind schuld
Die Banken sind schuld
Die Kranken sind schuld
DIe Schulen sind schuld
Die Schwulen sind schuld
Nur du und ich
Wir nich
9. WIE DU SCHEINST
Das Morgengrauen wälzt die Sorgen schwer Dir auf die Brust
Zerrt an jedem Deiner Schritte
Schleppst Dich weiter, weil Du musst
Auch wenn Du lang schon nicht mehr kannst
Und nichts willst, außer Schlaf
Für deine wehen, wunden Sinne
Die jeder schinden darf
Würd Dich so gerne ein Stückchen tragen
Will, weils nicht geht, nur eins dir sagen
Ich kann es sehen, wie Du scheinst
Auch wenn Dus jetzt so gar nicht meinst
Ich seh Dich scheinen, seh Dich schimmern
Bin hier, um Dich dran zu erinnern
Dass Du scheinst
In jedem Deiner müden Blicke
Funkelt ein silbergrüner Schatz
Leuchten Sonnen, Monde, Sterne
Alles noch an seinem Platz
Und wo eben noch Dein Schatten
Seh ichs glitzern, hell und klar
Vielleicht siehst dus nicht
Vielleicht spürst dus nicht
Aber es ist wahr
10. UND ICH TANZ
Viel zu schön, um nicht wahr zu sein
Von nun an hält das Eis
Kann nun doch alles glauben
Was ich noch nicht weiß
Und ich reiß mit allen Farben tausend Fenster auf zum Meer
Und ich sing mit tausend Stimmen meine Liebsten her
Und ich tanz, tanz, tanz draußen vor der Stadt
Die blau, blau, blau, blaue Häuser hat
Und ich trau, trau, trau, trau, dem Frieden ganz
Und ich tanz, tanz, tanz
Ewiger Augenblick
Golden, reich und weit
Trägst mich hoch über die Dächer
Von aller Angst befreit
Und mit allen meinen Sinnen tauch ich ein ins große Ja
Und ich rufs in allen Sprachen: "Endlich bist du da!"
CREDITS:
Musik, Text, Programming:
Meystersinger
Recording, Mix und Mastering:
Knochenland- Studio Berlin